Es war noch viel zu früh als unser Wecker losging, die Sonne war noch nicht aufgegangen und ein trockener, heisser Wind bliess uns ins Gesicht. Langsam stiegen einige verschwommene Erinnerungen der letzten Nacht wieder ins Bewusstsein. Sami wachte die vergangene Nacht wegen eines Kojoten auf, der in unserem Camp fröhlich auf unseren Sandalen herumkaute.. Er jagte dem Tier hinter her, nur um immer mehr in die Wüste hinausgeführt zu werden, schlimmer noch er tat dies barfuss, da der Kojote ja mit den Sandalen unterwegs war. Am Ende gelang es Sami all unser Schuhwerk zurückzukriegen, nur brauchte es eine ganze Weile alle Dornen wieder aus seinen Füssen zu bekommen. Wir waren im Death Valley, nicht unbedingt die Route welcher wir unbedingt folgen wollten, mehr unsere einzige Option. Nach unserer Fahrt aus den Bergen des Yosemite Valley kamen wir in eine riesige Wüstenregion mit nur wenigen Ortschaften. Wir hätten etwas mehr nördlich auf einem Highway fahren können, nur waren wir alles andere als sicher dort Wasser finden zu können. Die wenigen auf unserer Karte vermerkten Orte schienen eher Geisterstädte oder verlassene Mienen zu sein. Somit blieb uns nur die Fahrt durch das Death Valley, auch wenn uns die Aussicht auf einen noch heisseren Ort nicht sonderlich begeisterte.  Aber Wasser diktierte unseren Weg. Da die Hitze unglaublich trocken war und der Wind uns das Wasser direkt aus der Haut zu saugen schien, mussten wir sogar noch mehr trinken wie schon auf unserer Tour durch das tropische Südostasien. Die Hitze gab uns zudem einen neuen Rhythmus im Tal vor. Um der drückendsten Hitze etwas zu entkommen standen wir vor Sonnenaufgang auf, um etwas die kühleren Morgenstunden zu nützen. Die Wüste ist der stillste Ort den ich je besucht habe. Wenn ich mit meinem Rad anhielt, war das einzige was ich hören konnte der Blutfluss in meinem Körper. In dieser riesigen Leere gab es dennoch viele überraschende Details. Die verschiedenen Farben des Gesteins, welches die Berge um uns formte oder die spärliche Vegetation am Boden. An unserem zweiten Tag fuhren wir durch das Tal, welches diesem Ort seinen Namen gab. Der Talboden des Death Valley liegt fast auf 100m unter dem Meeresspiegel und macht es somit zu einem der heissesten Orte der Welt. Die Temperaturen im Sommer liegen oft über 50°C, somit hatten wir unglaublich Glück, als ein Gewitter über uns hinwegzog als wir durch das Tal radelten. Es regnete genug um uns komplett einzuweichen und einige Blitze schlugen ziemlich nahe ein, viel zu nahe für unseren Geschmack. Aber es war so deutlich kühler und wir konnten das Tal hinter uns lassen bevor es sich wieder komplett aufgeheizt hatte.

Durch den amerikanischen wilden Westen zu fahren fühlte sich wirklich wie eine Wildnis an. Wie ich vorher bereits erwähnt habe, leben wenige Menschen hier und so mussten wir unsere Wasservorräte planen und im Auge behalten. Ein weiterer Grund für das Abenteuergefühl war, dass wir uns mehr im Freien aufhielten waren als an anderen Orten unserer Reise. In Südostasien konnten wir oft eine Unterkunft buchen, wenn wir einige Tage Pause brauchten. Hier jedoch sind die Hotels viel zu teuer und auch einfache Campings kosten oft 20USD und mehr. Dieses einfachen Campings haben nicht einmal Duschen und oft auch keine Spülbecken, welche wir zum Wäschewaschen gebrauchen konnten. Obschon wir unseren nomadischen Lebensstil geniessen und wir auch damit leben können nicht alle paar Tage eine Dusche zu haben brauchten wir doch eine Lösung für den Moment. Normalerweise fragten wir auf Warmshowers nur Personen an, wenn wir mehrere Tage bei ihnen bleiben wollten und so auch Zeit blieb sich etwas kennen zu lernen. Nach unserer Fahrt durchs Death Valley erreichten wir Pahrump in Nevada und entschieden uns dafür eine Person zu suchen, welche uns für denselben Abend aufnehmen könnte. Glücklicherweise nahm Bill sein Telefon ab und lud uns auch gleich zu sich nach Hause ein. Er und seine Schwester luden uns zudem zu einem unglaublichen Abendessen und Frühstück in ein Casino ein, essen gehen im Nevada Style. Danke vielmal!

Mit neuer Energie radelten wir das letzte Stück nach Las Vegas um etwas Zeit mit einer Familie zu verbringen welche wir ebenfalls auf Warmshowers angefragt hatten. Sie hatten zwei kleine Kinder und wir genossen unsere Zeit zusammen sehr, welche so verschieden von unserem Radleben war wie es nur sein konnte. Die Tage vergingen während wir mit den Kleinen spielten, spannende Gespräche mit Kimberly und James hatten, viele leckere selbstgekochte Mahlzeiten aßen, im Pool schwammen und immer dank Klimaanlage in angenehmen 20°C sassen. Wir verliessen das Haus nur ein einziges Mal und das um den Strip, die bekannte Ausgehmeile mit all ihren Kasinos und scheinenden Neonlichtern in Las Vegas zu besuchen. Wir gingen ins Bellagio Kasino für ein Buffet Abendessen um den Geburtstag von Sami zu feiern. Wir waren überglücklich wegen der schieren Masse an unterschiedlichem Essen welches es zur Auswahl gab. Unsere Gastgeber wieder zu verlassen war nicht ganz einfach, so schnell begann es sich ganz normal anzufühlen und es wurde auch für diesen kurzen Moment zu unserem Zuhause. Danke vielmal für eure Grosszügigkeit und Gastfreundschaft!

Unser nächstes Ziel ist der südliche Teil von Utah mit seinen unzähligen Nationalparks. Auf unserem Weg, noch nahe an Las Vegas kamen wir am Valley of Fire State Park vorbei. Wahrscheinlich erhielt dieser Park seinen Namen wegen den unterschiedlichen Rottönen des Gesteins, es könnte aber genauso wegen der unerbittlichen Hitze gewesen sein. Wir hoffen, dass wir in den höheren Lagen bald in ein kühleres Klima kommen, aber bis dann müssen wir wohl noch einige Tage bei bis zu 120° Fahrenheit aushalten.

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