Ein starker Wind erleichterte uns den Aufstieg durch die Berge in der Kon Tum Provinz von Vietnam. Etwa 4000 Höhenmeter mussten wir von Hoi An aus bis an die Grenze zu Kambodscha bewältigen. Das zum Glück aber verteilt über mehrere Tage. Die Strasse stieg mehr und mehr auf bis an einen Punkt auf ca. 1000 Metern über Meer. Dank dem Wind erschien uns die Hitze mindestens jetzt beim Aufstieg erträglich, jedoch freuten wir uns schon auf die längere Talfahrt um uns wieder abzukühlen.
Gerade mir machte und macht noch immer die Hitze ziemlich zu schaffen und so war ich sehr froh über den Tag Pause welchen wir auf der Hälfte der Strecke eingelegt haben. Ein weiterer Hoffnungsschimmer war die Tatsache, dass wir gerade für eine längere Zeit die letzte Berg und Hügelkette überwunden hatten. In Kambodscha und auch in Thailand sollte es dann wieder auf weiter Strecke flach sein.

So leicht sollten wir dann doch nicht nach Kambodscha kommen…

Irgendwie schien die als Nebenstrasse in unserer Karte (und bei Google) eingetragene Strasse immer wieder plötzlich zu verschwinden. War sie zuerst noch gut geteert, wich sie plötzlich einer kleinen und kaum befahrbaren Schotterpiste mit faustgrossen Steinen. In den besseren Fällen löste sich die Strasse in einen Betonplattenweg auf, welcher zwar nicht mehr ganz so bequem aber doch noch gut befahrbar war. Mit einigen Mühen kamen wir an der Grenze an und freuten uns über den Besuch eines neuen Landes. Etwas erstaunt aber doch noch gut gelaunt reagierten wir gelassen auf den Versuch des kambodschanischen Grenzbeamten uns für unser Visa noch ein paar extra Dollar abzuknöpfen. Wobei er auch sehr zuvorkommend danach fragte mit dem Einwand, dass wir auch nicht mehr zahlen müssen wenn wir nicht wollten. So blieb es bei den regulären 30 Dollar pro Person, mindestens der Grenzbeamte schien nicht gerade zu den Ärmsten des Landes zu gehören…

Unseren ersten Stop in Kambodscha legten wir in Banlung ein. Ein kleines Nest im Grünen, schon vom Tourismus entdeckt aber noch nicht überrannt. Die Umgebung mit Wasserfällen und einem grossen See lud dazu ein eine Pause einzulegen. Auf dem Weg lernten wir per Zufall einen Resortbesitzer kennen. Wir hatten zwar bereits eine Unterkunft aber waren dafür eingeladen ihn zu besuchen und den Pool zu benützen.
Wir verstanden uns blendend und fühlten uns bei ihm für die paar Tage etwas zu Hause, genossen die gemütliche Umgebung und spannenden gemeinsamen Gespräche. Wir fanden bei ihm wohl auch die beste Pizza in ganz Südostasien, vielen Dank dafür und die Gastfreundschaft!
Die entspannenden Tage vergingen viel zu schnell und schlussendlich mussten wir uns losreissen um wieder etwas weiter zu kommen.

Wir entschieden uns in Kambodscha einigermassen direkt durchs Land zu fahren und keinen Abstecher nach Süden ans Meer oder Phnom Penh zu unternehmen. Seit wenigen Jahren gibt es bei Stung Treng eine Brücke über den Mekong und eine geteerte Strasse bis nach Siem Reap. Wir bereuten unsere Entscheidung nicht. Die Strasse war in einwandfreiem Zustand und zudem nur moderat befahren.
Langsam fing auch der Regen einzusetzen. Oftmals am Abend oder über Nacht begann es teils recht heftig zu schütten. Immer noch zu warm um im Zelt zu schlafen, hofften wir, wie schon in Laos wieder Unterstände auf den Feldern zu finden. Leider schien das wie schon in Vietnam nicht mehr der Fall zu sein und so stoppten wir am ersten Abend nach Banlung an einer kleinen Pagode. Ein älterer Mönch schien zusammen mit einigen jungen Novizen da zu wohnen. Wir waren etwas unsicher, fragten dann aber nach ob wir bei ihnen bleiben könnten und bekamen einen Platz in der Pagode zum Schlafen. Die Pagoden, so merkten wir schnell, wurden zu unseren bevorzugten Schlafplätzen. Wir trafen immer auf freundliche Menschen und bekamen jedes Mal eine Ecke um uns hinzulegen. Einige Pagoden schienen auch etwas mehr auf Reisende eingestellt zu sein und hatten bereits einen vorbereiteten Platz.

Neben vielen lieben Menschen begegneten uns auch viele Hunde. Eine für viele Radreisende mühsame bis angsteinflössende Sache. Schon in Vietnam und nun auch in Kambodscha verging nicht ein Tag, an welchem wir nicht mehrmals von Hunden auf dem Rad gejagt wurden. Oftmals schon von weitem laut bellend waren die meisten einfach abzuwehren und es gab nur wenige welche sich etwas schlauer anpirschten, still sprintend neben mir auftauchten, um mir einen Schrecken einzujagen. Was bei uns oft geholfen hat, war langsamer zu werden, teilweise auch abrupt anzuhalten und die Hunde anzuzischen (möglicherweise hilft auch anschreien). Mehr oder weniger alle hatten grundsätzlich vor uns Angst und gaben schnell auf wenn wir sie einschüchterten. Zum Glück waren mehr und mehr die Hunde wegen der Hitze zu faul um sich noch zu bewegen. Nur eines hatte ich an einem Abend in einer gemütlichen Pagode nicht bedacht. Ein Mönch kam etwas schmunzelnd auf uns zu und gab mir meinen Schuh mit dem Satz, dass die Hunde ihn gefressen hätten.

Ja Hunde und Schuhe anknabbern, das hatte ich vergessen…

Nach all den Hunden und Pagoden erreichten wir schliesslich Siem Reap. Wir waren froh schon auf den Eintrittspreis von Angkor Wat vorbereitet worden zu sein, sind doch 40 Dollar pro Person und Tag für uns ein rechter Betrag von dem wir ansonsten für eine Woche Essen. Die Eintrittspreise hatten sich innerhalb von 2 Jahren praktisch verdoppelt, nachvollziehbar bei den Touristenströmen welche die Anlage jedes Jahr besuchen. Und ja, wir können es all den Menschen nicht übel nehmen. Angkor Wat ist wirklich beeindruckend. Wir nahmen uns einen Tag Zeit und erkundeten das riesige Gebiet mit dem Rad. Dabei hatten wir das Glück wunderschönes und trockenes Wetter zu erwischen und anscheinend auch etwas in der Nebensaison angekommen zu sein. Neben Angkor Wat selber waren die anderen Tempel weniger besucht und luden zum Verweilen ein.

Trotz gemächlich einsetzendem Regen blieben die Tage heiss und wir begannen nun auch beim geradeaus fahren zu schwitzen. Mal sehen wie sich das Wetter an der thailändischen Küste verändern wird.

One thought on “Hübsch und Heiss”

  1. vielen, vielen Dank für den tollen Bericht und die Bilder. Schön, dass man Euch so verfolgen kann! Julis Mutter war die letzten 6 Tage bei mir auf Besuch, sie hat viel erzählt von Euch, nur Positives! Ich konnte ihr immerhin das Burgenland und ein Stück Ungarn zeigen.
    Gute Reise, tolle Erlebnisse, gute Laune und noch so viel mehr wünsche ich Euch 😉

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