«Change» löste nach zwei Tagen schon fast einen automatisierten Ablauf aus. Packtaschen schnappen und aus dem Gefährt hiefen, gefolgt von den Rädern, welche manchmal etwas verkeilt sich dagegen wehrten umgeladen zu werden.

Ab Kerman im Iran, meinte das Auswärtige Amt, sei es zu gefährlich um individuell und mit eigenem Gefährt zu reisen. Womöglich ginge die Strecke, welche unter anderem von bewaffneten Drogenschmuggelbanden benützt wird, mit einem Motorrad oder Auto zu bewältigen. Mit dem Gedanken daran, auf dem vollbeladenen Rad einem Trupp von Schmugglern davonrasen zu müssen, entschieden wir uns stattdessen dafür den Bus bis an die Grenze von Pakistan zu nehmen.
Nach einer Nacht im Bus erreichten wir Zahedan an der Grenze zwischen Iran und Pakistan, weiter fuhr der Bus nicht. So gab es für uns nur die Möglichkeit für 15 Euro ein Taxi an den Taftan Grenzposten zu nehmen. Radfahren ist auch in dieser Gegend nicht zu empfehlen und laut Aussagen anderer Radreisenden auch nicht erlaubt.
Der Grenzübertritt funktionierte reibungslos und neben den vielen Pilgern wurden wir auch etwas bevorzugt behandelt, was den Prozess ungemein beschleunigte. Wir wurden noch in Taftan in einem kleinen Posten der Levies untergebracht, einer polizeiähnlichen «paramilitärischen» Einheit in Belochistan. Diese Truppe war es dann auch hauptsächlich, welche uns durch Belochistan eskortiert hat.

Nach einem Tag Wartezeit ging es los und wir mussten unser Gepäck ca. 5 bis 8 Mal von einer Pickupfläche zur nächsten umladen (wir haben leider nicht mitgezählt). Am späten Abend erreichten wir Dalbandin, eine kleine Stadt inmitten von Belochistan. Alle zu eskortierenden Reisenden werden hier in einem Hotel untergebracht, was die Inhaber wohl nach einiger Zeit dazu bewegte den Preis immer höher und höher zu treiben. Von uns verlangten sie 20 Euro, was hier wohl nach nicht viel klingt aber in Anbetracht des sehr heruntergekommenen Hotels mehr als genug ist. Wasser gab es nur kaltes und da der Abfluss nicht funktionierte begann sich das Wasser langsam langsam ins Zimmer auszubreiten. Wir bezahlten am Ende 10 Euro – das vor allem da wir keine Möglichkeit hatten zu wechseln und dies der kleinste Schein war, welchen wir dabei hatten.
Den zweiten Tag verbrachten wir damit unser Gepäck ca. 15 Mal umzuladen. Meistens von Pickup zu Pickup. Einmal kamen wir in den Genuss von einem kleinen Personenwagen und waren doch sehr erstaunt wie es gelang unsere Räder und Taschen in den Kofferraum zu packen. Das wohl Spassigste war die Fahrt im vollgepanzerten Personentransporter der Polizei in Quetta.
Mit etwas Glück konnten wir unsere Zeit in Quetta auf der Polizeistation verbringen. In Quetta galt das Gleiche wie schon in Dalbandin, nur ein Hotel stand zur Auswahl und ja auch sie versuchten, wie wir von anderen gehört hatten, einen horrenden Preis einzutreiben. Zudem schien es den Prozess ein amtliches Reisepapier (NOC) beim Home Department zu bekommen sehr zu beschleunigen. Oder zumindest den Transport ins Home Departement. In ganz Belochistan gilt, ohne Polizei dürfen sich ausländische Reisende nicht fortbewegen. In Quetta bedeutete das wieder mehrmals die Polizeieskorte zu wechseln um an seinen Bestimmungsort zu kommen. Die Polizei in Quetta war in unterschiedliche Distrikte unterteilt und natürlich konnte eine Eskorte nicht ihren eigenen Distrikt verlassen.

Das Reisepapier (NOC) zu bekommen dauerte geschlagene 7 Stunden. Noch immer ist es uns schleierhaft, was die Beamten in dieser Zeit getan oder besser nicht getan hatten. Ein weiterer Tag war vergangen und wir freuten uns darauf am Folgetag mit dem Zug aus Belochistan bis nach Multan reisen zu können um wieder frei und unabhängig unterwegs zu sein.
Auch in Multan erwartete uns wieder die Polizei und wollte uns einfach nicht gehen lassen. Wieder begann das Spiel damit in einem teuren Hotel einquartiert zu werden. Mit einiger Beharrlichkeit gelang es uns schliesslich heraus zu finden, dass die Polizei uns auch hier nicht frei reisen lassen wollte, schon gar nicht mit dem Rad bis nach Lahore.
Schliesslich ergaben wir uns unserem Schicksal und stiegen in den nächsten Zug bis nach Lahore an die Grenze zu Indien. Neben einigen sehr spannenden Gesprächen mit einigen Polizeibeamten und pakistanischen Reisenden im Zug blieb uns leider nicht viel vom Land.
Da wir auch in Lahore nur in ausgewählten Hotels übernachten durften (die meisten schickten uns wieder fort) entschieden wir uns dafür das Land bald wieder zu verlassen.
Während unserer Reise durch Pakistan hörten wir von zwei Vorfällen, einmal wurde ein Grenzposten der Iraner angegriffen und ein Bombenattentat auf einen Zug verübt. Beides hat uns nicht direkt betroffen und wir können beide sagen, dass wir uns trotz allem sehr sicher gefühlt haben. Im Rückblick sind wir uns einig, dass wir die Route durch Pakistan nur sehr begrenzt empfehlen würden. Die Durchreise schien uns zwar einigermassen sicher (wobei man immer Pech haben kann und Anschläge doch recht oft vorkommen) aber vor allem war sie auch sehr beschwerlich. Wir wussten oft nicht was uns erwartet und es war auch sehr schwierig mit den Leuten um uns herum zu kommunizieren, da Englisch nur spärlich verbreitet war. Somit würden wir empfehlen bei der Planung andere Möglichkeiten zuerst in Betracht zu ziehen, bevor man sich auf den Weg durch Belochistan macht.


Weitere Infos zur Durchreise in Belochistan findet ihr hier:
Ein Franzose auf dem Rad durch Belochistan
Infos zur Grenzüberquerung auf Caravanistan.com

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