Frühmorgens um 5:15 klingelte mein Wecker. Nach den letzten Radtagen war Juli noch etwas zu müde zum Aufstehen, aber ich wollte unbedingt die Heissluftballone am frühen Morgen am Himmel über Göreme sehen. Langsam ging die Sonne auf und gespannt wartete ich. Laut meinen Abklärungen stiegen die Ballone immer am frühen Morgen um den Sonnenaufgang herum auf, die Winde und die Thermik seien dann am besten. Es verging eine Stunde und ich sah noch immer keinen Ballon, das machte mich dann doch etwas skeptisch. Um 7:00 Uhr war es dann zu spät um noch einmal ins Bett zu gehen und die Ballone sind leider an diesem Tag nicht geflogen.

Unsere Ankunft in Göreme begann leider etwas enttäuschend. Nicht nur der erste Versuch die Ballone zu sehen klappte nicht, auch unsere Couchsurfinganfrage wollte nicht richtig funktionieren. Unser erster Host wollte uns einfach in seinem Hostel unterbringen, was zu Beginn noch was gekostet hätte und als wir dann wieder gingen plötzlich kostenlos gewesen wäre. Auch unser zweiter Anlauf lief ins Leere. Zwar war unser zweiter Beherberger ein wirklich sehr lieber und engagierter Typ aber leider so schlecht organisiert und unzuverlässig, dass wir, nachdem wir eine Nacht bei Freunden von ihm übernachtet hatten, uns doch noch ein gemütliches Hostel suchen mussten. So starteten wir in Göreme zweimal und hofften im zweiten Anlauf die Zeit noch etwas zu geniessen und uns zu entspannen.

Kappadokien bietet unglaublich viel zu sehen und man könnte wohl mehr als eine Woche damit verbringen verschiedene Dinge anzukucken. Noch auf dem Weg nach Göreme, sozusagen der Dreh- und Angelpunkt in Kappadokien, besuchten wir Kaymakli, eine von unzähligen Untergrundstädten. Nicht nur die Phrygier mochten es wohl in Steinbehausungen zu leben, auch hier haben unterschiedliche alte Kulturen ihre Wohnungen in Stein gehauen. Es war beeindruckend, wie die Menschen es wohl fertig gebracht haben, mehrere Ebenen tief Höhlen, Gänge und Behausungen in den Stein zu hauen und es machte (mindestens für mich, Sam) unglaublich Spass durch die vielen kleinen Gänge zu wuseln. Im Göreme Openair Museum lässt sich eine alte Klosteranlage bewundern, ebenfalls komplett in die Felsen eingelassen. Einige Kirchen waren im Inneren kunstvoll bemalt und aufwändig gebaut. Auch alle Unterkünfte waren im selben Stil gehalten und so konnte man in mehreren Höhlen lange Tische aus Stein sehen. Wir besuchten Behausungen in der Tiefe und in der Ebene, zuletzt sahen wir uns die Festung in Uçhisar an, ein riesiger Fels welcher in die Höhe ragt und ausgehöhlt wohl als Festung gedient hat.

Göreme selbst war uns ein Stück zu touristisch. Es wirkt wie ein grosses Disneyland, an allen Ecken gibt es Restaurants, Höhlenhotels, Hostels oder Souvenirshops. Es schien als leben kaum noch Einheimische an diesem Ort und diejenigen die geblieben sind, besassen wohl eine der genannten Dinge im Ort. So kamen wir auch mit einigen Menschen in Kontakt und eine der spannenden Begegnungen war mit einem iranischen Flüchtling, der sein Land verlassen hat, da er damit rechnen musste hart dafür bestraft zu werden, dass er sich für Menschen und Frauenrechte eingesetzt hat sowie offen sagte, nicht muslimischen Glaubens zu sein. Es war ein rechter Kontrast gleichzeitig am selben Ort auch einem jungen Paar aus dem Iran zu begegnen, welches gerade seinen Urlaub in Göreme verbrachte. Wir konnten den Gesprächen der zwei sehr unterschiedlichen „Landesvertreter“ leider nur selten folgen, da sie in Persisch in ihrem Gespräch vertieft waren.
Etwas später lernten wir Sven kennen, der nun sich dafür entschieden hatte als digitaler Nomade einige Zeit mit seinem Motorrad um die Welt zu reisen. Ich (Sam) habe es sehr genossen über Gott und die Welt und vor allem Fotographie fachsimpeln zu können.

Trotz den spannenden Gesprächen wollten wir jedoch noch etwas weiter die Umgebung von Göreme erkunden und verbrachten einen Tag damit, zwei der unzähligen kleinen Täler zu durchwandern. Es tat gut noch etwas aus den Menschenmengen heraus zu kommen und die Natur zu geniessen. Im Love Valley gab es imposante Steintürme zu sehen und es schien einigermassen klar, weswegen dieses Tal seinen Namen bekommen hatte. Auch wenn wohl mit einem sehr einseitigen Verständnis von „Liebe“.

Die Heissluftballone liessen mir irgendwie keine Ruhe, es sollen schliesslich unzählige sein, welche am Morgen in den Himmel starten und dies wollte ich unbedingt miterleben. So entschlossen wir uns die letzte Nacht vor der Weiterreise Richtung Malatya noch einmal an derselben Stelle zu zelten. Wieder klingelte der Wecker viel zu früh und draussen waren ungewohnte Geräusche zu hören. Langsam drehte ich mich zum Zelteingang und spähte hinaus. Und dieses Mal waren sie endlich da, unzählige Ballone am frühen Morgenhimmel.

 

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