Auf einem abgekämpften Campingplatz in Bulgarien haben wir einen älteren Mitarbeiter getroffen. Er war hager und es haben ihm einige seiner Zähne gefehlt. Julia und ich konnten kaum mit ihm kommunizieren, hatten wir doch keine gemeinsame Sprache. Aufgefallen waren mir jedoch seine markanten Falten und Gesichtszüge, die sich immer wieder zu einem fröhlichen Lachen oder Schmunzeln formten. Er schien wenig zu besitzen und einfach zu leben, mindestens soweit das zu beurteilen war. Geblieben ist mir vor allem seine Freude. Kleine Dinge wie ein Lied im Radio, das ihm gefiel oder Menschen, die er kannte und vorbeigingen, sowie die kleinen Gesprächsversuche mit uns erfüllten ihn mit Freude.
Diese Begegnung erinnerte mich zurück an eine andere, im Dezember auf dem Weg nach Basel an das internationale Taizé-Treffen. Wir sind damals nach Basel per Anhalter gefahren und kamen mit den einen Fahrern ins Gespräch. Geblieben ist mir der Satz von ihnen: “all you need is less, wir möchten mehr Raum für Menschen als für Dinge haben“.

Immer wieder ging mir danach durch den Kopf, was ich doch alles besitze. Selbst jetzt da ich gemeinsam mit Julia auf dem Rad unterwegs bin, haben wir zwar unseren Besitz stark reduziert und doch sprechen uns immer wieder Menschen etwas erstaunt darauf an, was wir denn alles mit uns herumschleppen. Ich habe mich gefragt, brauche ich all diese Dinge, die wir dabei haben, wirklich? Und weshalb habe ich sie dabei? Hindern sie mich vielleicht auf meiner Reise und der Begegnung mit den Menschen?
Ich tat mich ziemlich schwer damit, mögliche Antworten auf diese Fragen zu finden…

Es sind einige Dinge die ich dabei habe, gerade auch wenn ich meine Packliste betrachte. Nach längerem Nachdenken wurde mir bewusst ich habe sie dabei, da sie mir eine gewisse Sicherheit vermitteln. Die Sicherheit in vielen verschiedenen Situationen klarzukommen und wenn nötig eine Lösung für Probleme generieren zu können. Und somit unabhängig zu sein, unabhängig auch von anderen Menschen. Diese Sicherheit brauche ich immer wieder im Leben um mich zu trauen einen Schritt weiter zu gehen, welcher mir wieder ermöglicht neue Erfahrungen zu machen und neue Begegnungen. Neue Erfahrungen halfen mir, wenn auch nicht immer, meine Ängste abzubauen. Gewisse Dinge zu haben, an Materiellem, eine sichere Arbeit oder ein sicheres Umfeld scheinen mir somit nicht grundsätzlich negativ oder hinderlich.

Aber dennoch bleibt offen, was das nun mit anderen Menschen zu tun haben könnte. Was wäre wenn ich mich in meinem Leben nur an den Dingen und vermeintlichen Sicherheiten festhalten würde. Wie offen wäre ich dann für Begegnungen? Wie viel Zeit hätte ich dafür? Dinge zu haben ist ja oft mit einigem Aufwand verknüpft. Vielleicht hätte ich auch immer wieder Angst, Angst davor etwas zu verlieren von den Dingen und Sicherheiten. Möglicherweise würden mir weniger Möglichkeiten für Begegnungen bleiben.

Gerade jetzt auf der Reise und auch schon davor habe ich für mich festgestellt, dass mir diese Begegnungen und die Zeit mit anderen Menschen wichtig sind. Und ich den Schwerpunkt nicht auf materielle Dinge legen möchte, sondern auf Begegnungen und Zeit gemeinsam mit anderen Menschen.

Inspiriert hat mich unter anderem dieser Kurzfilm. Ein wunderschönes Beispiel, wenn auch etwas am extremen Ende des Spektrums.

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