Nach unserem abenteuerlichen Trip im Sommer nach Irland wollten wir nun im Herbst eher die gemütlichen Seiten des Radreisens geniessen. Aus diesem Grund zog es uns Richtung Süden nach Korsika. Schon in der Planung haben wir darauf geachtet, dass wir dieses Mal zumindest bei der Distanz eher zurückhaltend sind und viel weniger einplanen als im Sommer. Und dieses Mal waren wir auch nicht alleine sondern Coco, eine gute Freundin, radelte mit uns mit.
Vorneweg, das hat sich sehr gelohnt.
Mit dem Flixbus sind wir über die Alpen nach Florenz und von dort mit dem Zug nach Livorno an die Küste gefahren, um mit der Fähre die letzten Meter nach Korsika zu bestreiten. Wir haben darauf geachtet, dass wir die Räder jeweils nicht auseinanderbauen müssen. Dieser Umstand hat die Hin- und Rückreise sehr erleichtert und entspannt.
Wir waren uns kurz vorher nicht sicher, ob wir überhaupt von Livorno nach Bastia übersetzen können. Auf Kosika streikten die Mitarbeitenden der Fährgesellschaften und mehrere Tage fuhr keine Fähre mehr. Anders als auch schon in der Vergangenheit klappte es dennoch und wir shipperten nach Bastia.
Die zweite Nacht verbrachten wir auf einem Campingplatz im Ort und fuhren tags darauf zuerst Richtung Norden. Um etwas Abwechslung und «Abenteuer» zu haben fuhren wir eine «kurze» Gravel steckte durch die Hügel. Juli wird mehr und mehr zum Gravel-Fan, ich selber bin noch nicht so überzeugt. Ein Grund dafür war, dass wir für nur etwa 6km fast 2h gebraucht haben…
Puuh, zum Glück ging es bergab, trotzdem mussten wir manchmal das Rad schieben oder über kleine Bäche tragen. Witzig und vor allem eine schöne Strecke war es allemal, aber ich mag es dann doch etwas schneller voran zu kommen. Die erste Nacht verbrachten wir an einem lauschigen Plätzchen direkt am Meer nahe dem Cap Corse, dafür war ich auch bereit das Rad ein Stück weit zu schieben.

In zwei weiteren Tagen erreichten wir Calvi, unseren ersten Ferienspot. Ein wirklich schöner Ort mit einer interessanten, auf einem Hügel gebauten Altstadt. In den Tagen in Calvi gönnten wir uns Pizza im Restaurant und vor allem zwei Tauchtage. Neben dem entspannten Fische beobachten war mein Highlight unser erstes richtiges Wrack. Im zweiten Weltkrieg sank ein B17 Bomber der Amerikaner vor der Küste von Calvi. Die Besatzung überlebte nach der Notlandung aber das Flugzeug war nicht mehr zu retten und sank auf ca. 25m in die Tiefe. Leider besitze ich keine Unterwasserkamera, aber im Netz finden sich Bilder davon, die mir nach wie vor Gänsehaut bescheren.




Zur gleichen Zeit wie wir waren die Fahrerinnen und Fahrer der Tour de Corse Historique in der Stadt. Sie alle nahmen mit ihren Oltimer Autos an einem Rundrennen auf der Insel teil. So konnten wir die hübschen Fahrzeuge bestaunen. Für einen Umstieg vom Rad auf einen Oltimer reichte es dann aber doch nicht ganz, auch wenn die einen Karossen mir sehr gefallen haben.
Der einzige Nachteil an der ganzen Sache war, dass sie dieselbe Strecke am selben Tag befahren wollten wie wir. Uns blieb somit nichts übrig als auszuschlafen und später am Tag zu starten, da der nächste Abschnitt bis nachmittags um 14 Uhr gesperrt war.
Mit einem Stop und Übernachtung im malerischen Fangotal ereichten wir Porto, unser letzter Stop an der Westküste. Wir gönnten uns einen weiteren «radfreien» Tag und wanderten stattdessen auf den nahegelegenen Capu d’Orto. Die Wanderung genossen wir sehr, die Strecke war sehr abwechslungsreich durch den Wald und felsige Gebiete und oben auf dem Gipfel erwartete uns eine spektakuläre Aussicht.

Um wieder zurück an die Ostküste zu kommen stand als nächstes eine lange Bergetappe an. Die Strasse führt ins Landesinnere bis auf den Vergio Pass, welcher auf 1467 Metern über Meer liegt. Und diese fast fünfzehnhundert Meter mussten wir zuerst hoch. Für die gute Laune half, dass die Strecke nur wenig Verkehr hatte und vor allem auch sehr hübsch war. Aber nicht nur das, wir trafen auf der Steckte auch einige süsse tierische Freunde. An einem Ort stand ein Esel auf der Strasse und Coco ist Eselfan. An anderen Stellen waren es sehr süsse Schweinchen und Sami ist Schweinchenfan (nicht zum Essen, wobei das auch geht). Die Zwischenstopps gaben uns die Energie bis oben und es hatte sich gelohnt, ein weiterer cooler Wildzeltplatz erwartete uns.



Nach dem Pass ging es bergab bis nach Corte, eine weitere sehenswerte Stadt mit einer sehr spannenden Topografie. Auf dem Hügel im Stadtzentrum steht ganz oben eine Zitadelle, die wir an unserem freien Tag besuchten, um etwas über die Geschichte zu erfahren. Leider neigten sich unsere Ferien langsam den Ende zu. Mit einem letzten Stop auf einem Campingplatz am Meer radelten wir zurück nach Bastia.
Doch auch wieder zurück in Bastia zu sein war eine Freude, weil wir schon zu Beginn eine sehr gemütliche Bar mit exzellenten Hamburgern gefunden hatten. Juli ist sehr Hamburgerfan und wir anderen natürlich auch.

Es waren sehr entspannte zwei Wochen…